Erst in diesem Jahr habe ich mir mal Gedanken gemacht, wie der Agapanthus zu seinem Namen gekommen ist. Und da bin ich auf die Liebesblume gestoßen und von der war es dann nicht weit zu „Agape“, zu dem Wort, das im griechischen neuen Testament immer dort steht, wo es um die göttliche Liebe geht. Dieses Wort „agape“ steht auch in unserem Monatsspruch August.
Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 1. Joh 4,16
Die Liebesblume braucht viel Wasser. Oder soll ich sagen – viel Liebe? So wie ich und du und wir alle. Warum, so habe ich mich gefragt, tut diese dumme Pflanze dann alles nur erdenklich Mögliche, um das Wasser / die Liebe an sich runterlaufen – nicht an sich ran zu lassen? Es dringt gar nicht durch bis zu den Wurzeln. Da sind viel zu viele Blätter. Mit der Folge: Selbst wenn es regnet, brauchen unsere Agapanti noch einen „Liebesguss“ direkt an die Wurzeln. Oben drüber leeren nützt nachhaltig gar nichts.
Liebe, göttliche Liebe, nicht einfach oben drüber gekübelt, sondern direkt und gezielt an die Wurzeln. Dieser Gedanke hat mich nicht losgelassen.
Genauso wie die vielen Blätter, die das Wichtigste, das wir zu unserem Leben brauchen, von den Orten, wo es trocken und ausgedörrt ist in uns, abhalten. Auf unseren Monatsspruch bezogen:
Wie funktioniert das mit dieser Liebe, die nicht nur an uns runterläuft, sondern an unsere Wurzeln rankommt?
Könnte es sein, dass Johannes genau dieses besonders gezielte Fluten des Wurzelbereichs als „bleiben“ versteht? Die Wurzeln sind der Bereich unseres Lebens, der am intensivsten mit der Erde verbunden ist – mit der fruchtbaren und mit dem Dreck. Man könnte auch sagen, sie sind der irdischste Anteil von uns. Dort brauchen wir am dringendsten das göttliche Liebeswasser. Permanent, bleibend, beständig.
„Ich krieche täglich ins Taufwasser“, so ähnlich hat es unser Reformator Martin Luther formuliert. Ins Taufwasser Seiner Liebe und Gnade.
Interessant für mich als Agapanthusgärtner ist, dass diese Liebe Gottes, die vom Himmel runter gratis kommt, für diese Wurzelflutung jemanden mit einer Gießkanne braucht. Es braucht jemanden, der aufmerksam hinschaut, wo das kostbare, lebenspendende Nass hin soll. Jemanden, der einen Weg sucht und findet, durch all die vielen Blätter hindurch, die zwar auch ganz nett aussehen, aber vor allem dazu beitragen, dass die Austrocknung zunimmt.
Bestimmt fällt uns allen recht schnell ein, was das für Blätter bei uns sind oder sein könnten, die uns nach außen so aussehen lassen wie das blühende Leben, doch genau dadurch verdorrt unser Leben.
In der Liebe bleiben, das will ich jedenfalls von meinen Agapanthi lernen, bedeutet: Gott gießt seine Agape-Liebe durchaus sehr großzügig aus. Doch dann braucht und gebraucht er Menschen, die sehr wach und aufmerksam erkennen, wo Wurzeln am Vertrocknen sind. Er braucht und gebraucht Menschen, die sich nicht von imponierenden Vorzeigeblättern abhalten lassen, sondern dahinter und darunter schauen, auch wenn’s viel mühsamer ist, und dort gießen, wo wir alle am irdischsten sind. Er braucht Augen der Liebe, für die genau hinschauen und barmherzig schauen keine Gegensätze sind.
Was für eine großartige Chance, dass wir uns alle so vor dem Austrocknen bewahren können – bei jeder Begegnung in unseren Familien, in der Gemeinde, in unseren Gruppen und Kreisen, jeden Tag.
Denn: Auch wenn der Agapanthus sich scheinbar mit allen Mitteln dagegen wehrt, dass das Wasser der Liebe an ihn rankommt. In Wahrheit sehnt er sich zutiefst danach.